Ein langjähriger Mitarbeiter des Marktes in Zwickau hat sich an uns gewandt und gebeten, sein „Logbuch“ zu veröffentlichen. Nach vielen Gesprächen mit anderen betroffenen Kolleginnen und Kollegen wollen wir dem gerne nachkommen, da es allem Anschein nach keine einzelne Meinung ist, sondern der Großteil der Beschäftigten die Vorgänge in Zwickau so wahrgenommen hat.
Intergalaktisches Logbuch zum Abschuss der Außenstation 304 Zwickau
Logbucheintrag 29.07.2014 19 Uhr
Die
Geschäftsführung ruft die Mannschaft zusammen und wirft dieser ihre
Entscheidung zur
Schließung vor die Füße.
Die
Rechtsabteilung und mehrere Marktleiter sind mit anwesend.
Es
werden Versprechungen zum Thema Sozialverträglichkeit und Abfindungen in
den
Raum geworfen,
die Mannschaft ist traurig aber vertraut immer noch.
Logbucheintrag 30.07.2014
Die
bisherige Marktleitung wird ihres Amtes enthoben.
Von
einem anderen Planeten wird ein Marktleiter eines Baumarktes in Dresden als „Abwickler“
eingeholt, er kann ja nichts dafür, aber er versteht die Alpha-Tecc.-Sprache
nicht…
Ein
erst seit kurzer Zeit im Unternehmen tätiger Warenverschieber kommt noch mit an
Bord.
Ab
sofort heißt es umschalten vom Normalmodus in den Endmodus.
Logbucheintrag 31.07.2014
Der
Betriebsrat entscheidet sich einen Sachverständigen (Anwalt) anzufordern.
Logbucheintrag Kalenderwoche 32
Der
Warenverschieber verschiebt Ware, so dass sich die Mannschaft ernsthaft fragt, ob
nicht schon Ende August hier Schluss ist mit dem galaktischen Verkauf.
Andere
Märkte feilschen mit ihm um die Preise als wären wir auf einem Teppichbasar, das
ist nicht schlimm für den Verschieber aber für die Mannschaft. Leichenfledderei
nennt man so was.
Logbucheintrag zu Kalenderwoche 33
und 34
Es
wird Altware aus dem Spielebereich in gigantischer Höhe abgeschrieben und
anschließend in den Müll geworfen. Aber mit dem Betriebsrat wird fast täglich
gefeilscht über das „Ob“ und „Warum“ eines Sachverständigen (Anwalts) und
dessen Kosten!
Der Abwickler besucht das Raumschiff (Markt) gelegentlich für
2 Stunden die Woche.
Eine
Palette voller Elektroschrott geht nun auf die Reise in das Tal der
Ahnungslosen und wurde
vorher noch abgelichtet, damit auch ja nichts verloren geht im
Dachser-Universum.
Bloß
gut, dass der Abwickler einen Abgesandten seines Planeten
mitgebracht hat der
uns hilft so etwas nach Anweisung abzuhandeln.
Die Mannschaft kann nur den Kopf schütteln
Logbucheintrag Kalenderwoche 35
Für
die Mannschaft gibt es für eine Woche Extra-Rabatt auf Artikel und Aussteller,
nicht mehr oder weniger, wie auch für
unsere Kunden an den letzten Öffnungstagen.
Fast
wollte die Mannschaft wieder mal lächeln, da kamen sie herangebeamt, die Herren
Einkäufer vom Mutterschiff.
Füllen
ihre Ränzlein mit allerlei Rabattartikeln und flogen schnell wieder ab.
Die
Mitverursacher der Misere (die Herren Einkäufer) fassen im Durchflug unsere Rabatte
ab,……. alle sind sprachlos!
Logbucheintrag
Kalenderwoche 36
…und ich war dankbar denn es könnte auch schlimmer
kommen, und es kam schlimmer…….
Frau
Inventarverkauf kommt an Bord.
Ab
jetzt ist hier nichts mehr sicher was nicht niet- und nagelfest ist
Alles
wird uns unter den Füßen weggeräumt und verkauft, Vitrinen, Regale, Stühle und
Schreibtische werden plakativ beklebt. Das schafft ein ganz spezielles
Arbeitsklima.
Logbucheintrag Kalenderwoche 37
Der
Abwickler stellt uns mal einfach so einen Detektiv in den Laden.
Keine
wertvolle Ware ist mehr an Bord, was soll der wohl beobachten?
Ein
sensibles Thema hier in der Ostgalaxie.
Jahrelang
wurde uns wertvolle Ware im Laden geklaut, nein es war kein Geld für einen Detektiv
da.
Aber
jetzt zum Bespitzeln der Mitarbeiter werden keine Kosten mehr gespart!
Die
Preisstrategie im Laden wird verworren gestaltet, für Kunden und Mitarbeiter.
Logbucheintrag Kalenderwoche 38
Wie
jede Woche, zwei bis dreimal, drängt die Rechtsabteilung unseren Betriebsrat
aus Kostengründen einen
anderen Sachverständigen (Anwalt) zu wählen.
Nein,
wir wollen einen der nur uns Arbeitnehmer und Betriebsräte vertritt.
Anstatt
Lohnkosten durch eine schnelle Zusage zu sparen, feilschen die immer noch rum.
Schließungstag
30.10.2014 rückt immer näher, Laden wird immer leerer, Kunden immer nerviger da
keine Ware mehr da.
Die
Revision kommt zu einem Abstecher an Bord.
Was
die jetzt hier noch wuppen wo doch das Kind schon in den Brunnen gefallen ist?
Jeder
braucht seine Daseinsberechtigung.
Logbucheintrag Kalenderwoche 39
Frau
Inventarverkauf läuft zu Höchstleistungen auf.
Beauftragt
Mitarbeiter Regale abzubauen und Inventar durch die Gegend zu schleppen.
Wo
bleibt der Arbeitsschutz?
Und
wir sind nicht beim Ladenbau angestellt sondern Verkäufer!
Der
Laden lebt nur noch durch die
Gutmütigkeit seiner Angestellten.
Manche
werden zum Abbau missbraucht manche für unnötige Schreibarbeiten.
Gebrauchte
Ordner für 0,20 Cent und Ablagen für 0,50 Cent sowie Stühle für
3 Euro und
Spinte für 30 Euro stehen jetzt im Eingangsbereich zum Verkauf,
im Elektrofachmarkt.
Kein
Wunder das uns die halbe Stadt fragt ob wir insolvent sind.
Aber
ich glaube da steckt eine Strategie dahinter.
Die
wollen uns von Bord werfen ohne Nachteilsausgleich.
Nach
mehrmaligen Nachfragen beim Betriebsrat zicken die von der Rechtsabteilung
immer noch rum, mit den Verhandlungen wurde immer noch nicht begonnen.
Die
Mannschaft ist sauer.
Wir
müssen uns Verstärkung holen und schicken den Betriebsrat zu Verdi.
Mittlerweile
haben 2 Kollegen das Schiff verlassen.
Von
den Versprechungen der Geschäftsführung bezüglich des Abfindungsfaktors
wollte keiner
mehr was wissen.
Beide
mussten mit dem Abwickler selbst verhandeln und bekamen wenig.
Der
Detektiv zieht seine Runden und will uns jetzt auch noch per Monitor
überwachen.
Alles
zu unserer eigenen Sicherheit.
Uns
fehlen die Worte.
Logbucheintrag Kalenderwoche 40
Wir
können es kaum glauben, wir haben jetzt einen Sachverständigen (Anwalt), unser
Betriebsrat steht
nicht mehr alleine im Regen.
Und
um besonders viel Kosten zu sparen, lässt sich wohl die Geschäftsführung in den
Verhandlungen jetzt auch nicht durch die hauseigene Rechtsabteilung vertreten. Nein,
sie wird durch einen externen Anwalt vertreten.
Der
Abwickler gibt bekannt, die Schließung erfolgt schon am 18.10.2014.
Was
wird dann aus uns? Man nimmt uns die Arbeit weg, aber wir sind doch noch nicht
gekündigt, wir gehören doch noch dazu.
Wir
wollen das jetzt klären in einer unserer nächsten Mitarbeitertreffen und eins
ist sicher, wir brauchen zusätzliche Hilfe, denn beim Mutterschiff und bei GLOBUS ist die Welt schon lange nicht mehr in
Ordnung.
Wir
nehmen nun Verdi mit an Bord.